Sonderausstellungen 2006 - 2010
BRÜCKE und Blaues Haus 14.10.2010 - 20.02.2011)
Heckel, Kirchner, Schmidt-Rottluff und die Sammlerin Hanna Bekker vom Rath
In ihrem „Blauen Haus“ in Hofheim am Taunus baute Hanna Bekker vom Rath seit 1920 eine der bedeutsamsten Sammlungen des deutschen Expressionismus auf. Der expressionistische Holzschnitt zählte zu den Schwerpunkten ihrer Sammlung. Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff, Gründungsmitglieder der Künstlergemeinschaft Brücke, waren mit herausragenden Arbeiten vertreten. Karl Schmidt-Rottluff verbrachte produktive Aufenthalte in Hofheim. 1932 kam er zum ersten Mal und kehrte bis 1972 regelmäßig dorthin zurück. Häufig traf er im „Blauen Haus“ seine Freunde, vor allem Erich Heckel und Emy Roeder.
Die Ausstellung „BRÜCKE und Blaues Haus“ zeigt in diesem Kontext graphische Werke der Brücke-Künstler zum Thema der menschlichen Figur. Ob als Einzelfigur oder als Gruppe, als Akt, als Ausdruck eines geistigen oder seelischen Zustands oder als individuelles Portrait – das Sujet der Figur nimmt im Holzschnitt der Brücke-Künstler eine absolute Vorrangstellung ein.
Ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Figur kann an ähnlichen Motiven verglichen werden: in der Haltung – Stehende, Hockende, Liegende –, im Einzelportrait, Selbstbildnis oder in der Figurengruppe, im Interieur oder in der Natur. In Einzelfällen wird die Ausführung auch in anderen Techniken vorgestellt, bei Heckel in der Skulptur „Trägerin“, bei Kirchner mit der Zeichnung „Liebespaar“ und bei Schmidt-Rottluff in dem farbenstarken Aquarell "Zwei Akte mit Negerplastik". Ergänzend werden Druckstöcke und Objekte, letztere aus dem Bereich der angewandten Kunst, präsentiert.
Das Thema Figur, in der eindrucksvollen graphischen Auseinandersetzung der Brücke-Künstler, wird einer Auswahl an Werken weiterer Künstler aus dem Sammlungsnachlass Hanna Bekker vom Rath gegenübergestellt. Gezeigt werden Skulpturen von Alexander Archipenko und Emy Roeder, es finden sich Portraits und Köpfe von Hanna Bekker, Ida Kerkovius, Ludwig Meidner, Ernst Wilhelm Nay und Emil Nolde, und es sind Akte und Figuren von Alexej Jawlensky, Käthe Kollwitz und Rolf Nesch zu sehen. Karl Schmidt-Rottluff rundet die Präsentation ab mit Portraits von Hanna Bekker und Beispielen kunsthandwerklicher Arbeiten.
Viele dieser Künstler waren Gäste in ihrem "Blauen Haus" in Hofheim, manche fanden hier ein Arbeitsrefugium während des Dritten Reiches. Einige Künstlerportraits der Malerin Hanna Bekker dokumentieren diese Künstlerfreundschaften, die auch und gerade während der Zeit des Dritten Reichs Bestand hatten. Dieser zusätzliche Aspekt belegt, wie sich das Thema des Projekts „Phänomen Expressionismus“ am Beispiel der Malerin, Sammlerin und Mäzenin Hanna Bekker vom Rath in Hofheim und der Region verorten lässt.
Die rund 100 ausgestellten Werke stammen aus privaten und öffentlichen Sammlungen sowie aus dem Besitz des Stadtmuseums Hofheim.
Ein Rundgang durch die Räume des „Blauen Hauses“ wurde eigens für die Ausstellung rekonstruiert. Die Installation vermittelt einen Eindruck, wie sich Hanna Bekker vom Rath mit ihren Kunstwerken umgab und mit ihnen lebte.
Katalog, 132 Seiten, 15,00 €, Henrich Editionen, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-921606-72-8
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit Cine-Park Hofheim, Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., Kunstverein Hofheim e.V., Ludwig-Meidner-Gesellschaft e.V., Main-Taunus-Kreis, Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V., Musikschule Hofheim – Akademie und Team Stadtkultur.
Eine Austellung im Rahmen des Kooperationsprojekts "Phänomen Expressionismus" des Kulturfonds Frankfurt RheinMain.
Die Augen des Hauses (13.06. - 19.09.2010)
Zur Entwicklungsgeschichte des Fensters
„Das Fenster ist ein Ort der Ein- und Ausblicke, ein Mittler zwischen innen und außen. Als Bindeglied zwischen privater Wohnwelt und öffentlicher Außenwelt kann es schützend schließen oder nach außen öffnen. Das Fenster ist ein idealer Ort für Neugierige, die an der Welt draußen teilhaben wollen. Aber auch der Außenstehende kann Einsichten gewinnen...“ Udo Haafke, Fotograf
Das Fenster ist ein architektonisches Bauelement, welches die Menschen seit ihrer Sesshaftwerdung begleitet und das gemäß der gesellschaftlichen Entwicklung einem stetigen Veränderungsprozess unterworfen ist. Von der aufgespannten Kuhblase, über bleigefasste Butzen, bis zu industriell hergestelltem Isolierglas zeigt die Ausstellung Exponate, die die Veränderungen im Fensterbau der letzten 2000 Jahre beschreiben.
Glasbläser, Waldglas, Kröseleisen und Fensterschweiß erzählen von der magischen Bedeutung des Fensterlochs und einer jahrhundertealten Kunstfertigkeit, die mehr und mehr in Vergessenheit geraten ist.
Das Fenster als Flugloch der Seele
Doch das Fenster dient nicht nur dem Ein- und Ausblick, der Lichtzufuhr und Lüftung. Rund um das Fenster gibt es Geschichten aus dem Volksglauben, Aberglauben und viele Handlungen kultischer und zauberischer Art. Auch diese finden hier ihren Platz neben der geschichtlichen Entwicklung der Fensterglasherstellung und der Vorstellung historischer Glasschneidetechniken.
Sammlungen Dähling und Scherb
Aus ganz Deutschland haben die Sammler Frank Dähling und Rainer Scherb die Exponate dieser Ausstellung zusammengetragen. Bereits 2008 wurden sie erfolgreich in einer Ausstellung des Stadt- und Fachwerkmuseums „Alte Universität“ in Eppingen gezeigt. Des Weiteren werden Beispiele künstlerischer Glas- und Fenstergestaltung von Brigitte Schaffer (Atelier für Glasgestaltung, Bad Soden), sowie von Friedel Schulz-Dehnhardt und Helgard Kyritz-Trenk gezeigt.
Zur Ergänzung ist ein fotografischer „Spaziergang“ durch die Hofheimer Fensterlandschaft angeschlossen. Hier liegt die Besonderheit im Detail. An zahlreichen historischen Gebäuden lassen sich ebenfalls markante „Augen“ entdecken.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit Frank Dähling, Rainer Scherb, Glas Henrich GmbH, Schreinerei P. Fuchs GmbH und der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt e.V.
Computerwelten. Vom Abakus zum Avatar (21.03. - 30.05.2010)
Der Computer ist heute allgegenwärtig und hat Arbeitswelt und Freizeit nachhaltig verändert. Die Ausstellung nimmt diese Entwicklung zum Anlass, die Geschichte des Computers in ihren wesentlichsten Aspekten nachzuzeichnen.
Mit einer problemorientierten Konzeption werden anhand wichtiger Meilensteine jeweils Problem und Lösung in der über 5000-jährigen Entwicklung der Rechenkunst beleuchtet.
Vom Zahlensystem zur Rechenmaschine
Die Erfindung der Zahlen gehört zu den großen Kulturleistungen des Menschen. Erst das Rechnen – zunächst mit Hilfe der Finger – ermöglicht einen planvollen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen, seien es nun Menschen, Tiere oder Vorräte. Mit der Erfindung der Rechenbretter und –tische sowie ihre Umgestaltung zum handlichen Abakus durch die Römer wurde der Rechenvorgang wesentlich beschleunigt.
Die Durchsetzung des indisch-arabischen Zahlensystems auch in Europa führt zur Verbreitung der schriftlichen Rechenkunst, für die Adam Ries(e) in Deutschland sprichwörtlich wurde.
Im Zuge der allgemeinen Mechanisierung versuchten seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Wissenschaftler auch die langwierige Rechenroutinen von einer Maschine ausführen zu lassen. Einzelne Rechenmaschinen entstanden, doch ließen die fertigungstechnischen Möglichkeiten die Realisierung komplexe Konstruktionen oft nicht zu. Dafür wurden Methoden und Systeme – wie das Binärsystem von Leibnitz – entwickelt, die zu einem späteren Zeitpunkt von entscheidender Bedeutung für die Erfindung des Computers werden sollten. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es, die mechanischen Rechenmaschinen so betriebssicher zu gestalten, dass sie in vielfältiger Weise zu wissenschaftlichen und kaufmännischen Zwecken eingesetzt werden konnten.
Mechanisch, elektrisch, elektronisch – der mühsame Weg zum Computer
Die geistigen Grundlagen für eine Maschine, die selbständig rechnen, ja sogar Entscheidungen treffen konnte, waren bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelegt worden. Die analoge Mechanik der Rechenmaschinen erforderte jedoch eine zu hohe Präzision in der Produktion, als dass komplexerer Konstruktionen oder Massenfabrikation in Frage gekommen wären. Durch den Übergang von der Analog- zur Digitaltechnik und von der Mechanik zur Elektrotechnik und zur Elektronik konnte der Durchbruch geschaffen werden.
Abgesehen von Konrad Zuse, der unabhängig von seinem Vorläufer Babbage zum „Vater des Computers“ wird, findet die Entwicklung nun nicht mehr in der Abgeschlossenheit eines Studierzimmers statt, sondern in Teamarbeit an Universitäten und wehrtechnischen Instituten während des II. Weltkriegs. Denn nur staatliche und insbesondere militärische Stellen verfügen über die ungeheuren Mittel zur Realisierung dieses Denkzeuges. Erst in einem zweiten Schritt werden einzelne, zivile Rechenzentren errichtet und für wissenschaftliche und wirtschaftliche Zwecke genutzt. Im Zuge der Verbilligung der Komponenten durch die Mikroelektronik wird der digitale, elektronische Computer schließlich in den 1970er Jahren als Personal Computer zum Massenartikel und findet Eingang in Büros und Haushalte der Industrieländer.
Computerwelten - multimedial, mobil, virtuell
Während Anfang der 1950er Jahre eine Studie zu dem Schluss kam, dass mit nur 20 Computern der Weltbedarf an Rechenleistung gedeckt wäre, sollte die tatsächliche Entwicklung ganz andere Dimensionen annehmen.
Beispielsweise 2001 den ASCI White mit 12,3 Billionen Rechenschritten pro Sekunde (1945 hatte ENIAC 5.000 erreicht). Andererseits verlagerte sich ein wesentlicher Teil der Entwicklung auf Computer mit geringerer Kapazität und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten.
Mit dem Personal-Computer, der zu einer Dezentralisierung der Rechenkraft vom Rechenzentrum hin zum einzelnen Arbeitsplatz führte, entstand eine Computerindustrie auf breiter Basis. Heute steuert und regelt der Computer in vielen Bereichen sichtbar und unsichtbar: Vom Auto bis zur Fräsmaschine, von der Medizintechnik bis zur Spielzeugindustrie reicht das Einsatzgebiet. Multimedial und mobil beweist er seine Allgegenwart und Vielseitigkeit. Und mit der Ausbreitung des Internets spielt der Computer heute eine wesentliche Rolle in der weltweiten Kommunikation.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit der SIEMENS AG, dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., dem Schulmuseum im Main-Taunus-Kreis, Weingartenschule Kriftel und dem technikum29, Kelkheim.
Eine Ausstellung der SIEMENS AG
HEINZ MACK. Zeichnungen (15.11.2009 - 28.02.2010)
Zeichnungen und keramische Skulpturen
Das zentrale künstlerische Thema von Heinz Mack ist das Licht. Seine Bilder und Skulpturen sind Medien hierzu. Als Maler, Zeichner, Skulpturenkünstler, Keramiker, aber auch als Gestalter von Plätzen und Interieurs stellt er die ästhetischen Gesetze von Licht und Farbe, Struktur und Form in immer neue Dialoge.
Der international renommierte Lichtkünstler und ZERO-Mitbegründer gilt als unermüdlicher Experimentator im Spektrum des Farblichts, der mit seinem künstlerischen Werk zur Erneuerung und Erweiterung des Kunstschaffens in Deutschland beigetragen hat.
100 Arbeiten auf Papier wie Zeichnungen, Pastelle und Tuschen sowie keramische Skulpturen präsentiert das Stadtmuseum Hofheim in seiner aktuellen Ausstellung. Gezeigt wird ein Querschnitt an schwarzweißen Strukturzeichnungen und Farb-Chromatiken der Jahre 1950-1999. Die dabei angewendeten Techniken reichen von sensibel verflochtenen Texturen bis hin zur Technik der Frottage.
Für Heinz Mack haben Zeichnungen den gleichen Wert und die gleiche Bedeutung wie ein gemaltes Bild oder eine Skulptur. In der gegenstandslosen Kunst kommen Handzeichnungen selten vor. Das vielseitige und umfangreiche grafische Oeuvre von Heinz Mack ist im Bereich der gegenstandslosen, konkreten und minimalistischen Kunst eine Ausnahme. Zeichnungen erlauben dem Künstler eine größere Spontaneität als Malerei oder Skulptur. Heinz Mack schätzt dabei auch die innere Logik und Disziplin, die in einer guten Zeichnung sichtbar wird.
„Ich denke, dass sich die Linien zu einem Energiefeld, zu einer Struktur verdichten, in dem alle Teile, alle Elemente in einem unauflösbaren Zusammenhang stehen und in Schwingung oder gar Vibration geraten, wenn wir sie mit Sensibilität, mit Ruhe und gegenstandslosem Interesse betrachten.“
Heinz Mack fand in der Keramik, die er „Skulptur aus dem Feuer“ nennt, die lang ersehnte Möglichkeit, Skulptur und Farbe zu einer werkgerechten Einheit zusammen zu fügen.
Euklidische, d.h. einfache und strenge Formen und Volumina kennzeichnen die gestalterische Formgebung der skulpturalen Werke von Heinz Mack. Und eben diese Formen charakterisieren auch seine Keramiken.
Der Künstler bezieht die Farbenfülle seiner keramischen Werke ausschließlich aus der Glasur und den Reichtum der Farbe aus der Chromatik des Lichtspektrums. Dabei hat er die jahrhundertealte Tradition der Glasurbrennerei für seine Zwecke sinnvoll genutzt und künstlerisch weiter entwickelt.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V. und dem Kunstverein Hofheim e.V.
50 Jahre Jazzkeller Hofheim. Musik auf allen Ebenen (23.08. - 25.10.2009)
Der Club der Jazzfreunde hat Hofheim zu einem wichtigen Treffpunkt der Musikszene gemacht, – und dies seit nunmehr fünfzig Jahren. Er gehört außerdem zu den ältesten noch bestehenden Jazzclubs in Deutschland. Sein besonderer „Schatz“ ist jedoch das „Kellervolk“, das sich seit Jahrzehnten mit viel persönlichem Einsatz um das Fortbestehen des Jazzclubs bemüht.
Weit mehr als 3000 Musiker aus 39 Nationen folgten bisher der Einladung des Clubs der Jazzfreunde e.V. und spielten im großen Rahmen (Jazzfest/Stadthalle, Sommerschein Festival/Sportpark Heide) und im kleinen Kreis (diverse Kellerauftritte).
Die Ausstellung dokumentiert die Arbeit des Jazzclubs, der äußerst vielfältig auf musikalischer, aber auch künstlerischer, sportlicher und sogar „politischer“ Ebene über den „Keller“ hinaus agierte. Trotz aller Tiefen und Höhen ist er seit seiner Gründung Teil der Stadtgeschichte und spiegelt gleichzeitig ein Stück Zeitgeist wider. Er ist Teil der Jugenderinnerungen vieler ehemaliger „Kellerbesucher“, das „enfant terrible“ vieler „Kellerkritiker“ und ein Phänomen, das mit seinem Programm von nah und fern „Kellerfreunde“ anlockt. Über 30 Jahre hatte der Club der Jazzfreunde Hofheim e.V. sein Domizil im Kellergewölbe des Gebäudes Burgstraße 11, dem heutigen Stadtmuseum. Zu seinem 50-jährigen Jubiläum kehrt er nun mit dieser Ausstellung „kultiviert“ und „oberirdisch“ zurück.
Schon lange vor der Gründung des Clubs hatte der Jazz in Hofheim seine Anhänger, entgegen dem vorherrschenden Geschmack, der diese Musikrichtung eher unter dem Begriff „Subkultur“ einordnete. Es war eine Gruppe von überwiegend jungen Kreativen, Künstlern, Musikern und Andersdenkenden, die sich Anfang der 1950er Jahre im Café Staab trafen. Sie entsprachen nur bedingt den konservativ bürgerlichen Vorstellungen von einem „ordentlichen Menschen“, pflegten sie doch eine Musik, die im Nationalsozialismus als „entartet“ galt - und in diesem Sinne auch innerhalb der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1939 in Frankfurt zu hören war. Die Bezeichnungen für diese Art der Musik wechselten in den Jahren danach, das Unverständnis und die Ablehnung blieben. Es ist nicht verwunderlich, dass auch Hanna Bekker vom Rath mit ihren Künstlerfreunden und die Fotografin Marta Hoepffner sowie ihre Schüler zu den Gästen im Café gehörten. Hier war der Treffpunkt, um eine neue Kultur zu pflegen, und es war die erste Heimat der Hofheimer Jazzfreunde und ihrer Musik.
Hätte 1959 jemand gesagt, dass es den Club der Jazzfreunde Hofheim e. V. noch in 50 Jahren geben würde, die Verwunderung wäre groß gewesen und man hätte sich sehr schnell wieder der Gegenwart und vor allem dem Jazz zugewandt. Schließlich verstanden sie sich nicht als ein Verein im klassischen Sinne. Der Keller in der Burgstraße 11 war der einzige Ort um ungestört und laut Musik hören zu können und selbst zu machen.
Am Rande der langsam zerfallenden Altstadt führte der Club der Jazzfreunde sein nicht nur musikalisches Eigenleben. So gelangte man, wenn die Stufen in die Tiefe geschafft waren, durch einen langen Gang – der Erstbesuchern noch viel länger und enger erschien – in den eigentlichen Keller. Viele Besucher blieben nur Gäste, doch für einen großen Kreis waren Jazzkeller und Club mehr als nur ein Freizeitvergnügen - es war ein Lebensgefühl. Kennzeichnend für die späten 1960er und die 1970er Jahre waren das in Frage stellen traditioneller bürgerlicher Werte. Die Nähe zu den Studentenunruhen in Frankfurt machte sich bemerkbar. Eine alternative Szene entstand. Gleichzeitig setzte der Club der Jazzfreunde mit seinen Jazzfesten und Veranstaltungen Maßstäbe, die Hofheim einen überregionalen Bekanntheitsgrad einbrachten.
Die gravierende Veränderung brachte 1991 der Auszug aus dem alten Domizil. Doch der Umzug in den ehemaligen Güterschuppen hatte – ungeachtet der dreijährigen Renovierungsarbeit – viele Vorteile. Endlich verfügte man über ausreichenden Platz, eine Bühne mit entsprechender Technik, genügend Parkplätze, eine gute Erreichbarkeit und man war frei von jeder Nachbarschaft.
Publikation zur Ausstellung:
50 Jahre Jazzkeller Hofheim. 1959 – 2009 Kellertexte
120 Seiten, 136 Abbildungen in Schwarzweiß, 10,00 €
ISBN 978-3-933735-38-6
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Club der Jazzfreunde e.V.
FELIX. Felix Mendelssohn Bartholdy zum 200. Geburtstag (07.06. - 02.08.2009)
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) war eine der herausragenden Musikerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Er verstarb im Alter von nur 38 Jahren und hinterließ ein umfangreiches musikalisches Oeuvre, das fast alle Gattungen der Zeit umfasst. Als Dirigent und Organisator prägte er maßgeblich die Geschicke der Niederrheinischen Musikfeste sowie der Gewandhauskonzerte in Leipzig und rief mit dem 1843 begründeten Leipziger Conservatorium der Musik die erste Musikhochschule Deutschlands ins Leben. England war nach Deutschland sein bevorzugter Aufenthaltsort, mit den Londoner Philharmonikern feierte er als Dirigent einen Erfolg nach dem anderen.
Die Musikwelt feiert 2009 den 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy. Unter den großen deutschen Komponisten ist Felix Mendelssohn Bartholdy der einzige, der sich nachweislich für längere Zeit im Gebiet des heutigen Main-Taunus-Kreises aufhielt. Schon früh hatte die Familie Mendelssohn Beziehungen nach Frankfurt. Bereits 1822 musizierte der dreizehnjährige Felix im Hause eines angesehenen Klavierpädagogen. Die Beziehung zur Stadt am Main riss nie ab, sie festigte sich sogar noch. Felix Mendelssohn Bartholdy lernte im Frankfurter Caecilienverein - er vertrat den Gründer und Leiter des Chores, Johann Nepomuk Schelble - 1836 seine Frau Cécile kennen.
Die wohlhabenden Städter entdeckten zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Taunus zur Naherholung, so auch Bad Soden. Dort lockten nicht einzig die Heilquellen, sondern das - aus dem Blickwinkel der Romantik gesehen - vorgeblich unverfälschte Leben, das ländlich-bäuerliche Treiben. Frühe Tagesausflüge der Mendelssohns von Frankfurt aus lassen sich nicht belegen, wohl aber die Aufenthalte von 1844 und 1845 und deren künstlerischer Ertrag. Ärzte sorgten sich um die Gesundheit Mendelssohns und rieten zur Entspannung. Zudem litt der jüngste Sohn seit seiner Geburt an einer nicht genau bestimmbaren Krankheit. Die Eltern hofften, dass die Sodener Luft und seine Heilquellen Linderung, vielleicht Heilung bringen würden.
Die Aufenthalte Felix Mendelssohn Bartholdys, seiner Frau Cécile und der Kinder Carl, Marie, Paul und Felix sowie dreier Bediensteter sind anhand der Ausgabenbücher des Haushalts nachzuweisen. Demnach weilte die Familie 1844 von Ende Juni bis Ende September in Soden. Felix traf am 13. Juli, von einer Englandreise kommend, ein. Im Gegensatz zum Londoner Getümmel genoss Mendelssohn nun ein geradezu bukolisches Dasein mit friedlichen Spaziergängen in den Hügeln des Taunus. Unter anderem leisteten ihm die Dichter Lenau und Hoffmann von Fallersleben Gesellschaft. 1845 reiste man schon Ende Mai an und blieb elf Wochen. Die Mendelssohns logierten in der Kurvilla des Lehrers Bautz (heute Königsteiner Straße 89).
In den unbeschwerten Ferienmonaten des Sommers 1844, erlebte Felix Mendelssohn Bartholdy nach langer Zeit wieder schöpferisches und familiäres Glück. Das Sodener Leben, Essen und Schlafen ohne Frack, ohne Klavier, ohne Visitenkarten, ohne Wagen und Pferde, aber auf Eseln, mit Feldblumen, mit Notenpapier und Zeichenbuch, mit Cécile und den Kindern, bescherte ihm und uns das herrliche Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64. Vollendet wurde es am 16. September 1844. Der Komponist suchte nicht nur Beschaulichkeit. Er wollte ausarbeiten, überarbeiten und durchdenken, was sich in der Zeit der Hetze im Kopf, in der Seele und auf Notizzetteln angesammelt hatte.
In Soden entstand auch die Motette Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir (mit einem Brief am 15. August 1844 an den Preußischen König gesandt), die später in das Oratorium Elias aufgenommen wurde. Das Oratorium selbst wurde nach eigener Aussage Mendelssohns nach langer Vorbereitung 1845 in Soden begonnen.
Außerdem stehen die Sechs Sonaten für Orgel op. 65 mit der hiesigen Region ebenso in Verbindung wie die großartige Schauspielmusik zu Oedipus in Kolonos op. 93. Auch das Streichquintett Nr. 2 B-Dur op. 87 fand in Soden seinen Abschluss und zwar am 8. Juli 1845. Dazu kommen Chorsätze, Lieder und die Herausgabe der 44 kleinen Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach.
Felix Mendelssohn Bartholdy, war als Kind seiner Zeit auch ein naturverliebter Wanderer. Auf weiten Spaziergängen zwischen Wiesbaden und Homburg genoss er die Stille, den blauen Himmel und die sommerliche Vegetation. Mendelssohn war auch ein guter Zeichner. In der Bodleian Library in Oxford hat sich ein Skizzenbuch Mendelssohns erhalten, indem Zeichnungen von Neuenhain, dem Wald bei Wildsachsen, von Soden, Kronberg und anderen Orten ausgeführt sind.
Neben der Darstellung seiner Aufenthalte in der Region werden Leben und Werk anhand einer Tafelausstellung und Leihgaben aus der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv, der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, des Archivs der Breitkopf & Härtel KG sowie des Stadtarchivs Bad Soden präsentiert. Wertvolle Autographe, d.h. eigenhändige Niederschriften, u.a. die Partitur „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ (am 15. August 1844 von Soden aus an den Preußischen König gesandt) und „Musik zu `Ein Sommernachtstraum`, op.61“ können dank großzügiger Leihgaben gezeigt werden. Zu sehen ist auch der Korrrekturabzug mit autographen Eintragungen für den englischen Erstdruck 1845 der „Sechs Sonaten für Orgel, op. 65“. Originalbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys an die Geschwister Fanny Hensel und Rebecka Dirichlet berichten von den Sommeraufenthalten in Soden.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., dem Kunstverein Hofheim e.V., dem Main-Taunus-Kreis, der Mendelssohn-Gesellschaft Main-Taunus e.V. sowie der Musikschule Hofheim - Akademie des VolksBildungsVereins Hofheim am Taunus e.V.
Kunstfotografie um 1900. Die Sammlung Fritz Matthies-Masuren (08.03. - 24.05.2009)
Die Kunstfotografie um 1900 ist ein Sammlungsschwerpunkt der Kunstbibliothek Staatliche Museen zu Berlin. Seit 1914 besteht - innerhalb ihrer ca. 60 000 Objekte umfassenden fotografischen Bestände - eine „Sammlung zur Geschichte und Technik der künstlerischen Photographie“. Rund 100 Meisterwerke sind nun vom 8. März bis 24. Mai 2009 im Stadtmuseum Hofheim zu Gast. Die Ausstellung bietet einen Überblick über die Entwicklung der Kunstfotografie, jene Reformbewegung, die seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Arts-and-Crafts-Bewegung aufkam.
Angefangen von den farbigen Kombinationsgummidrucken lyrisch stilisierter Landschaften des »Wiener Trifoliums« (Heinrich Kühn, Hans Watzek und Hugo Henneberg) über die symbolisch aufgeladenen Kohledrucke James Craig Annans bis hin zu den atmosphärischen Architekturaufnahmen Frederick H. Evans im Platindruck, vermittelt die Ausstellung ein Bild von der Vielfalt individueller Interpretationsformen und Abzugstechniken. Ebenso läßt sie die ästhetischen Besonderheiten verschiedener piktorialistischer Schulen erkennen. Zu den vertretenen Ländern gehören Großbritannien, Vereinigte Staaten, Österreich, Frankreich und Deutschland. Der exemplarische Vergleich mit Fotografien anderer Anwendungsgebiete, die in unmittelbarer zeitlicher Nähe entstanden sind, rundet die Präsentation ab. Schließlich wird die Schau ergänzt durch Publikationen, Zeitschriften und Dokumente, die die Person Matthies-Masuren ebenso beleuchten wie seine Ausstellungspraxis und Informationskultur.
Der Begründer der Sammlung, Fritz Matthies-Masuren (1873-1938), gehörte neben Alfred Lichtwark, Ernst Juhl, Fritz Loescher und Willi Warstat zu den wichtigsten Verfechtern der Kunstfotografie. Als Fotograf, Schriftsteller, Redakteur und Ausstellungsorganisator engagierte er sich seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts für die aufblühende Kunstfotografie und begleitete ihre Entwicklung bis in die zwanziger Jahre hinein.
Die Emanzipation des fotografischen Bildes als künstlerisches Ausdrucksmittel war für die Entwicklung in der Folgezeit von Bedeutung: Erst als Reaktion auf die piktorialistische Kunstfotografie sollten die Künstler-Fotografen des „Neuen Sehens“ bzw. der „Neuen Sachlichkeit“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder neue spezifisch fotografische Eigenschaften propagieren. Das einzelne Lichtbild überhaupt zum Gegenstand ästhetischer Debatten gemacht und in die Kunstmuseen gebracht zu haben, ist das Verdienst der Kunstfotografen und ihrer Theoretiker.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv
in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., dem Kunstverein Hofheim e.V. und der Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V.
Eine Ausstellung der Kunstbibliothek Staatliche Museen zu Berlin im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Kunst grenzenlos. Die Ausstellungsreisen der Hanna Bekker vom Rath 1952 - 1967 (26.10.2008 - 15.02.2009)
„Kunst grenzenlos“ vor fünfzig Jahren war ein fernes Ziel, für das sich Einzelne mit großem Engagement, Mut und Weitblick nach den Erfahrungen von Diktatur und Weltkrieg einsetzten. Nur Wenige befassten sich mit den kulturellen Verlusten für Deutschland, bis zu interkulturellen Dialogen und Trialogen war es noch ein weiter Weg.
Mit über 140 Exponaten von fast 60 Künstlern bietet die Ausstellung einen Ausschnitt der Künstler und Werke, die Hanna Bekker vom Rath (1893 – 1983) als „Botschafterin der Kunst“ auf Ihren Ausstellungsreisen zwischen 1952 und 1967 durch vier Kontinente mit sich führte. In Anlehnung an die Kollektion der Reisen werden überwiegend grafische Arbeiten ausgestellt. Die Ausstellung zeigt auch ihre Entdeckungen in den Gastländern und gibt ihren Blick auf das Kunstschaffen bis zu den 1950/60er Jahren wieder.
Während der 1920er Jahre legte Hanna Bekker vom Rath den Grundstein zu ihrer späteren Kunstsammlung. Ludwig Meidner, Alexej von Jawlensky, Ewald Mataré, Karl Schmidt-Rottluff und Emy Roeder gehörten ihrem persönlichen Freundeskreis an. Hinzu kamen die Gegenstandslosen wie Willi Baumeister, Ernst Wilhelm Nay, Rolf Nesch, HAP Grieshaber, Günter Schulz-Ihlefeldt und Fritz Winter. Während des Dritten Reiches gewährte sie vielen der mit Mal- und Ausstellungsverbot Belegten Zuflucht und Malgelegenheit in ihrem „Blauen Haus“ in Hofheim. Ab 1938 zeigte sie in ihrer Berliner Atelierwohnung heimliche Ausstellungen der als „entartet“ verfemten Künstler.
1947 gründete sie das Frankfurter Kunstkabinett, das sich auch „jungen“ Künstlern öffnete: u.a. Kurt Federlin, Fridolin Frenzel, Gerhard Hintschich, Carl-Heinz Kliemann, Seff Weidl.
"Es galt, vor allem die Lücke wieder schließen zu helfen, die in den letzten zwanzig Jahren die Abwesenheit deutscher Kunst im internationalen Kunstleben mit sich gebracht hatte. ... Wiederholt wurde uns vom Publikum und der Kritik die Notwendigkeit bestätigt, wieder deutsche Kunst vorzustellen und wieder eine kulturelle Brücke zu jenen Ländern aufzubauen.“
Dies schrieb Bekker vom Rath 1952 im Resümee ihrer ersten Ausstellungsreise, die sie mit Unterstützung des Instituts für Auslandsbeziehungen realisiert und nach Südamerika geführt hatte.
Im Juni 1955 verabschiedete sich Bekker vom Rath für ein Jahr von Deutschland und brach zu ihrer Weltreise auf. 206 Blätter von 88 Künstlern zeigte sie in Kuba, Brasilien, Chile, Peru, Südafrika und Indien. Für den Bildertransport diente ihr ein großer, von ihr bemalter Aluminiumkoffer, der als Diplomatengepäck deklariert war und dessen Ein- und Ausladen in die Flugzeuge sie meist selbst überwachte. In den Jahren 1957 bis 1967 folgten weitere Ausstellungsreisen, u.a. in die USA, Mexiko, Spanien, Ägypten, Griechenland, Libanon und Marokko.
Publikum und Presse in den bereisten Ländern nahmen regen Anteil an den Ausstellungen. Unterstützung bei ihren oft improvisierten Ausstellungen fand sie vielfach durch deutsches Botschaftspersonal oder durch Vertreter der Kulturinstitute vor Ort.
Hanna Bekker vom Rath nutzte diese Reisen zugleich um alte Verbindungen aufzufrischen (u.a. Benno Elkan und Ludwig Meidner/Exil England, Hans Platschek lebte in Uruguay) wie um neue zu knüpfen, die sich im Programm internationaler Künstler ihrer Galerie wiederfanden: z.B. Isidor Aschheim, Alexander Calder, Luigi Coppa, Alberto Giacometti. Manche dieser Künstler sind heute zu unrecht fast in Vergessenheit geraten, ihre Namen und Arbeiten wieder in Erinnerung zu rufen, ist ein weiteres Anliegen der Ausstellung "Kunst grenzenlos".
Weder alle 177 Künstler der Ausstellungsreisen, noch alle der zusätzlich etwa 100 Künstler und Immigranten der Gastländer können gezeigt werden. Da sich die Ausstellung auch zum Ziel gesetzt hat, den Blick der Hanna Bekker vom Rath auf das Kunstschaffen der 1950er und frühen 1960er Jahre wiederzugeben, wurden vor allem Arbeiten dieser Zeit ausgewählt und der Schwerpunkt auf die ersten Reisen der Jahre 1952-1959 gelegt.
"Kunst grenzenlos" zeigt Werke von: ● Isidor Aschheim ● Ernst Barlach ● Heinz Battke ● Willi Baumeister ● Max Beckmann ● Emil Bizer ● Martin Bloch ● Francis Bott ● Alexander Calder ● Luigi Coppa ● Heinrich Davringhausen ● Otto Dix ● Meret Eichler ● Benno Elkan ● Artur Fauser ● Kurt Federlin ● Lyonel Feininger ● Paul Fontaine ● Fridolin Frenzel ● Alberto Giacometti ● Walter Gramatté ● HAP Grieshaber ● George Grosz ● Renato Guttuso ● Erich Heckel ● Otto Herbig ● Gerhard Hintschich ● Adolf Hoelzel ● Johannes Itten ● Alexej von Jawlensky ● Wassily Kandinsky ● Max Kaus ● Ida Kerkovius ● Ernst Ludwig Kirchner ● Paul Klee ● Carl-Heinz Kliemann ● Käthe Kollwitz ● Wilhelm Lehmbruck ● Franz Marc ● Ewald Mataré ● Else Meidner ● Ludwig Meidner ● Otto Mueller ● Ernst Wilhelm Nay ● Rolf Nesch ● Emil Nolde ● Max Pechstein ● Hans Platschek ● Siegfried Reich a.d. Stolpe ● Otto Ritschl ● Manuel Rivera ● Emy Roeder ● Luise Rösler-Kröhnke ● Christian Rohlfs ● Luis Saez ● Karl Schmidt-Rottluff ● Johanna Schütz-Wolff ● Günter Schulz-Ihlefeldt ● Siegfried Shalom Sebba ● Seff Weidl ● Fritz Winter.
Von ihren Reisen brachte Hanna Bekker vom Rath auch manches Kunstwerk aus dem Bereich der Volkskunst mit. Diese anonymen Objekte stellen die Verbindung her zwischen den Werken „ihrer“ Künstler und dem Thema der Ausstellungsreisen.
Katalog, 268 Seiten, 18,00 €. ISBN 978-3-933735-37-9
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., dem Kunstverein Hofheim e.V. und dem US-Generalkonsulat Frankfurt
Mit Macht zur Wahl. 100 Jahre Frauenwahlrecht in Europa (22.08. - 12.10.2008)
Als erste Europäerinnen erhielten 1906 die Finninnen das Wahlrecht, in den Folgejahren zogen andere europäische Länder nach. Ab 1918 durften Frauen in Deutschland wählen, doch es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis alle Europäerinnen dieses elementare Recht zugesprochen wurde. Als letzte bekamen es schließlich 1984 die Liechtensteinerinnen. Der rund hundertjährige Kampf von Frauen für die Durchsetzung ihrer politischen Rechte war von unterschiedlichen Faktoren und Bedingungen geprägt. Entsprechend vielfältig waren auch die Mittel und Strategien, mit denen die Frauen ihre Ziele durchsetzten: mal gingen sie diplomatisch vor, mal militant.
Die Ausstellung zeigt Fotos, Plakate und Objekte, die deutlich machen, wie Frauen ihren Forderungen auf gleichberechtigte politische Teilhabe Ausdruck verliehen haben und Frauenrechtlerinnen in 20 europäischen Ländern für ihre Rechte kämpften.
Es wird dargestellt, weshalb die skandinavischen Staaten zu Vorreitern wurden, wohingegen die Schweiz, Portugal und Liechtenstein als letzte europäische Staaten das Frauenwahlrecht einführten. Schließlich geht es auch um die Frage, in welchem Umfang Frauen heutzutage an der politischen Machtausübung beteiligt sind.
Durch zeitgenössische Kunst gewinnt die Ausstellung eine zusätzliche Dimension, die Künstlerinnen wagen ungewöhnliche Blicke auf Vergangenheit und Gegenwart. Mit Werken von Esther Albrecht ● Tremezza von Brentano ● Paola Brusati ● Edith Burthenshow ● Birgit Cauer ● Maria Giménez ● Päivikki Kallio ● Natalie LL ● Martine Metzing-Peyre ● Ulrike Oeter ● Divna Omaljev ● Ulrike Rosenbach ● Tina Schwichtenberg.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv und Frauenbüro
Eine Ausstellung des Frauenmuseum Bonn in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Finnland-Institut Berlin, Frauenmuseum in Århus, Dänemark und der Frauenstiftung "eFKa", Krakau, Polen.
Zeitbilder. Marta Hoepffner-Preis für Fotografie (27.04. - 15.06.2008)
Die dreiteilige Serie „the idea of being someone else“ von Stephanie Tiedemann wurde für den mit 5.000 Euro dotierten Marta Hoepffner-Preis für Fotografie 2008 ausgewählt. Mit der Verleihung dieses Preises wird an die einst avantgardistische und experimentell arbeitende Fotografin Marta Hoepffner (1912 – 2000) und Leiterin der gleichnamigen Fotoschule in Hofheim am Taunus erinnert.
Die Juroren Nicole Ahland (Fotografin, Wiesbaden und ausgewählte Teilnehmerin am Wettbewerb 2002), Wolfgang Eilmes (Redaktionsfotograf, Frankfurt), Barbara Klemm, (Fotografin Frankfurt), Dr. Mario Kramer (Kustos am Museum für Moderne Kunst Frankfurt) und Marian Stein-Steinfeld (Ausstellungskuratorin und Vorsitzende der Marta Hoepffner-Gesellschaft, Frankfurt) votierten einstimmig für diese Arbeit.
„Die Jury hat sich für diese Serie entschieden, weil die Fotografin Stephanie Tiedemann hierin eine zeitgenössische Position einnimmt und die Fotografien eine lyrische Ausstrahlung haben. Überzeugend ist der freie Umgang mit dem fotografischen Material. Alle drei Fotografien haben die atmosphärische Bildsprache gemeinsam. Durch überraschende Kombination von Interieur, Natur und Portrait – aufgegriffen auch in der Zusammenstellung des Quer- mit zwei Hochformaten – wird das Schauen aktiviert. Das Interessante ist die Entstehung einer Geschichte ohne Anfang und Ende.“
Die 1982 geborene Preisträgerin Stephanie Tiedemann studiert im letzten Jahr an der renommierten Ostkreuzschule für Fotografie und Gestaltung in Berlin. „`The idea of being someone else` ist eine Song-Zeile der Berliner Band „for no one“, die mir irgendwann besonders aufgefallen ist und für mich die Veränderungen, die ich erlebt habe, in persönlicher als auch fotografischer Hinsicht, gut wiedergibt“, schreibt Stephanie Tiedemann.
Um im Sinne der Fotokünstlerin und Meisterin Marta Hoepffner ausgesuchten Nachwuchs zu fördern sieht die Ausschreibung vor, anstelle mehrerer Preise eine Gruppe von Nachwuchskünstlern in einer Ausstellung zu präsentieren und in einem Katalog zu dokumentieren. Von den 215 eingesandten Arbeiten wurden 42 Fotografien von weiteren 17 Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt. Sie setzten sich auf sehr unterschiedliche Weise mit dem Thema auseinander.
Bilderserien und Bildsequenzen stellen Veränderungen und Variationen der Zeit nebeneinander, Langzeitbelichtungen, auch mit der camera obscura, lassen Zeiten und Bewegungen in einem Bild verschmelzen, der „Schnappschuss“ versucht einen schnell vergehenden Zeitpunkt zu fassen.
Immer wieder steht der Mensch im Mittelpunkt des Geschehens, als Schlafender, als an Zeit Gebundener oder Abwesender: er erscheint und verschwindet in der Zeit. Bilder von Vergänglichkeit und Tod weisen auf die Kürze der Zeit und die Endlichkeit der menschlichen Existenz hin. Daneben stehen Landschaften, das Meer, Räume oder Architektur, die sich in wechselnden Zeiten und Rhythmen bewegen.
Ein Katalog (72 S., 10 €, ISBN 98-3-933735-36-2) begleitet die Ausstellung.
Veranstalter: Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. und Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V. und dem Kunstverein Hofheim am Taunus e.V.
Schon vergessen... ? Hofheimer Biografien (09.03. - 20.04.2008)
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich die ersten Großstädter in dem Landstädtchen am Taunusrand nieder. Das Hofheimer Villenviertel am Kapellenberg entstand. Mit dem Zuzug der Neubürger wuchs aber auch die Vielfalt im Bevölkerungsbild. Zu den über Jahrhunderte vorherrschenden Berufen aus den Bereichen der Landwirtschaft und des Handwerks kamen nun die akademischen: Chemiker, Natur- und Geisteswissenschaftler, Erfinder und Unternehmer. Mit ihnen zogen Künstler/Innen, Schriftsteller/Innen, Musiker und Schauspieler nach Hofheim oder ließen sich für längere Zeit als „Langzeitgäste“ nieder. Während die Vertreter der damaligen Kunstszene heute in der Öffentlichkeit große Beachtung finden, geraten andere herausragende Leistungen der unterschiedlichsten Persönlichkeiten immer mehr in Vergessenheit.
Doch das „Gesicht“ einer Stadt wird durch die bunte Mischung der Menschen geprägt, die in ihr Leben. Sie zusammen verändern, erneuern oder zerstören und sie bestimmen jenes Flair eines Wohnortes, das man so schlecht in Worte fassen kann. Hofheim am Taunus hat dazu einiges zu bieten, nicht nur Wohn- und Lebensqualität sondern auch Persönlichkeiten die maßgeblich ihre Spuren in Wirtschaft, Wissenschaft, Geschichte und Kultur hinterlassen haben.
Neben den üblichen Lebensdaten legte der Autor auch Wert darauf die menschliche Seite zu beleuchten. Er gibt Zeitzeugenberichte wieder, schildert persönliche Erfahrungen und erzählt überlieferte Anekdoten.
Wer weiß noch, dass:
- Rudolf Mohr, ein begeisterter Flieger, 1937 im Messerflug (Kunstflugfigur, 90° gedreht) die Hauptstraße entlang flog, um seiner Tante zu imponieren,
- Senator Dr. Ing. h.c. Adolf Messer, Entwickler des Autogenschweißens und Begründer der Adolph Messer GmbH (heute: Messergroup) aus einer Hofheimer Metzgerfamilie stammt und es sich die Eltern nicht nehmen ließen, ihren Jungen und seine Kameraden auf offener Straße und vor den Offizieren mit belegten Brötchen zu versorgen, als diese nach einem Manöver durch die Stadt zogen,
- Anton Flettner, Erfinder des ersten weltweit funktionierenden Hubschraubers, von 1909 bis 1913 in der Volksschule Lorsbach unterrichtete,
- der Pomologe und Obstzüchter Richard Zorn ca. 1000 verschiedene Apfel- und Birnensorten beschrieben hat,
- der Geheime Medizinalrat Dr. Grandhomme kurzerhand aus Hofheim „Bad Hofheim“ gemacht hat.
Neben diesen amüsanten Begebenheiten gibt es aber auch persönliche Schicksale von Menschen, die die Grausamkeiten des Krieges tagtäglich sahen, als sie von 1939 bis Kriegsende in Lazaretten eingesetzt wurden, wie Dr. Talleur, Dr. Neß und Dr. Kunz - Ärzte des St. Marienkrankenhauses oder „Mama Kippert“, Schwester des Deutschen Roten Kreuzes, die nach den Großangriffen auf Frankfurt ununterbrochen im Einsatz war.
Den Biografien dieser Menschen widmete der Hofheimer Heinz Till über zwei Jahre seine ganze Aufmerksamkeit. Aus seinen Recherchen entstand das Buch „Hofheimer Biografien“ und darauf aufbauend die Sonderausstellung „Schon vergessen...?“. Personen, die durch ihre besonderen Leistungen und/oder soziale Aktivitäten mit der Stadt und den Stadtteilen verbunden sind, werden in Wort und Bild vorgestellt.
Während das Buch 126 Persönlichkeiten vorstellt, muss sich die Ausstellung auf knapp die Hälfte sowie eine Zusammenfassung der Texte beschränken. Soweit es möglich ist, geben aber heute noch vorhandene Zeugnisse und Objekte weitere Einblicke in die Biografien. Das Besondere bei dieser Sonderausstellung ist, dass sie anregt, auch in die anderen Abteilungen des Museums zu gehen, denn auch in der ständigen Ausstellung haben diese Persönlichkeiten, ob Hofheimerinnen, Hofheimer oder „Langzeitgäste“ ihre „Spuren“ hinterlassen.
Publikation zur Ausstellung
Heinz Till: Hofheimer Biografien
204 Seiten, 215 Abbildungen in Farbe und Schwarzweiß, 24,00 €
ISBN 978-3-933735-35-5
Jörg Immendorff - Der Affe und ich (25.11.2007 - 24.02.2008)
Grafiken und Skulpturen
„Für mich war und ist der Affe einfach ein zweites Ich. Symbol für Ambivalenz der Künstlerexistenz, der Überzeugung und Selbstzweifel. Er ist albern und weise und steht für Gegensätze. Der Affe erscheint auf meinem Rücken sitzend, und vor mir ist das Bild, das ich male, das er angreift und dann etwas anderes malt oder mich bemalt.“ (Jörg Immendorff, 1992)
Was für Beuys der Hase, ist für Jörg Immendorff der Affe: die zentrale Symbolfigur, der wir in seinen Werken immer wieder begegnen. Die großen Themen, die seine monumentalen Gemälde bestimmen, sind auch in seinem grafischen Werk, meist Linolschnitte, Siebdrucke, Lithografien und Radierungen, zu finden: die politische Situation des geteilten Deutschlands, die Wiedervereinigung des Landes, die Kunst der Moderne und seine eigene Rolle als Künstler im Kontext von Kunst und Geschichte. Der „Maleraffe“ dient Immendorff dabei als Parodie seines Selbst, als Zurücknahme seines eigenen Künstleregos. Ebenso wie die „Malerbiene“, ist der Affe eine Facette seines Alter Ego, repräsentiert den Künstler und agiert in den Bildern an seiner Stelle. Er ist albern und weise zugleich, ist Kontrollinstanz und Antrieb.
Immendorff zählt zu den Künstlern, die sich immer wieder selbst inszenieren. So taucht er in der 1992 entstandenen Lithografie „Geburt des Malers“ auf, in der er sich mit bedeutenden Künstlerkollegen auseinandersetzt: um die Mutter, die den Maler als deutschen Adler gebiert, gruppieren sich Beuys, Baselitz und Penck. Im Hintergrund auf dem Klavier als Metapher seiner selbst, der Maleraffe. Er und die Affen werden sich immer ähnlicher bis hin zum Zwitter. Immendorff ist Affe, und die Affen sind Immendorff.
Der Affe ist eines der polysemantisch aufgeladensten Tiersymbole und stellt mal die teuflische, mal die göttliche Signatur des Künstlers dar. Der Affe ist Maske des Ideals künstlerischer Genialität und gleichzeitig Sinnbild animalischer Triebhaftigkeit, ist Symbol des genialen Dilettanten, des (selbst)ironischen Spötters und Nachäffers der Schöpfung gleichermaßen. Der Mensch als Künstler ist nichts weiter als der nachahmende Affe der göttlichen Schöpfung.
Die Ausstellung präsentiert rund 150 druckgrafische Zyklen (u.a. Babel, Peer Gynt of today, Kampf der Zeit, XIU Pei Affenkönig) und Einzelarbeiten, die der Motivik des Maleraffen und des Selbstbildnisses folgen. Zu sehen sind auch die bedeutenden druckgrafischen Arbeiten zu den Zyklen "The Rake`s Family" und „The Rake`s Progress“ in denen er die Hogarth`sche moralische Erzählung aus dem 18. Jahrhundert in die Gegenwart überträgt. Immendorff inszeniert sich im „Rake“ selbst und schlüpft durch ihn in eine Art Mehrfachrolle (Rake, Künstler, Tänzer, Immendorff). Zudem wird eine Auswahl seiner Affenskulpturen mit dem Titel „Malerstamm“ gezeigt.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim – Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V. und dem Kunstverein Hofheim e.V.
Lieblingsbilder. Kunst nach 1945 aus Privatbesitz zwischen Main und Taunus (26.08. - 04.11.2007)
Die Ausstellung „Lieblingsbilder“ unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Roland Koch zeigt 80 Gemälde, Skulpturen und Objekte von 71 Künstlern aus privaten Sammlungen im Main-Taunus-Kreis. Die ausgestellten Werke dokumentieren die rege Sammlertätigkeit in unserer Region, eine Sammlertätigkeit, in der gleichermaßen die Liebe zur Kunst und Kennerschaft zum Ausdruck kommen.
Anlässlich seines 40jährigen Bestehens hat der Kunstverein Hofheim e.V. in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Hofheim am Taunus die Ausstellung „Lieblingsbilder. Kunst nach 1945 aus Privatbesitz zwischen Main und Taunus“ erarbeitet. Das Konzept der Präsentation schließt an die Ausstellung „Hofheimer Lust. Kunst aus Hofheimer Privatbesitz. Bildwerke und Objekte des 20. Jahrhunderts“ an, die 2002/2003 im Stadtmuseum gezeigt wurde.
Es entspricht dem Konzept der Ausstellung, dass die Auswahl der gezeigten Arbeiten keiner Systematik folgen kann. Die Ausstellung zeigt Werke, die zu „Lieblingsbildern” wurden, denn sie wurden von einem Kunstliebhaber, einem Sammler ausgewählt. Vielleicht in einem schnellen, spontanen Entschluss, oftmals aber nach gründlicher Überlegung. Wichtigstes Kriterium dürfte das Gefühl der Gelungenheit sein: „Das stimmt”, oder: „Das gefällt“. Neben Geschmack und Interesse und dem Stellenwert für die eigene Sammlung, bestimmen vielleicht auch Marktkriterien oder das eigene Portemonnaie das Urteil – Gründe für die Kaufentscheidung gibt es viele.
Die „Lieblingsbilder“ zeigen ein breites Spektrum an Bildern, Skulpturen und Objekten, chronologisch geordnet beginnend 1947 mit E.W. Nay und endend mit einem Aquarell von Uwe Kowski aus dem Jahr 2006; oder, alphabetisch geordnet – wie im Katalog: von Gerhard Altenbourg bis Paul Zita.
E.W. Nays „Oberon“ von 1947 und seine „Purpurmelodie“ von 1951 sind in Hofheim entstanden, da der Künstler in den ersten Nachkriegsjahren auf Einladung von Hanna Bekker vom Rath im früheren Atelierhaus der Malerin Ottilie Wilhelmine Roederstein lebte. Diese beiden Werke sind mit den „Lieblingsbildern“ an ihren Entstehungsort zurückgekehrt.
Die meisten Kunstrichtungen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts sind vertreten: Expressive Arbeiten, konstruktive Konzepte, verschiedene Realismen, Werke, die sich vor allem dem Licht und der Farbe widmen, bis hin zur Collage. Etliche der bekanntesten deutschen Künstler werden präsentiert, wie Georg Baselitz, Emil Schumacher, Markus Lüpertz, Sigmar Polke u.a., aber auch Arbeiten der Gruppen Spur, Wir, Geflecht, Zero und der Quadriga sind vertreten. Zu sehen sind zugleich Künstler, deren Namen einem breiteren Kunstpublikum noch nicht vertraut sind, deren Werke jedoch durch ihre Originalität und Stimmigkeit überzeugen.
Ein Katalog (112 Seiten, € 15,00, ISBN 3-933735-34-3) mit farbigen Abbildungen aller 80 Werknummern begleitet die Ausstellung.
Veranstalter: Kunstverein Hofheim e.V. und Magistrat der Stadt Hofheim – Stadtmuseum/Stadtarchiv
Bildstein. Speckstein in Kunst und Gebrauch (13.05. - 12.08.2007)
Speckstein (seine wissenschaftliche Bezeichnung lautet „Steatit“ von griechisch „steatos = fett) ist als Rohmaterial hoch geschätzt und hat heute seinen festen Platz in den Ateliers von Profi- und Freizeitkünstlern sowie Kunst- und Volkshochschulen erobert. Werke aus Steatit reichen quer durch die Kontinente und Jahrtausende bis in unsere Gegenwart, etwa von hethitischen Rollsiegeln bis zu heutigen, ausdruckvollen Bildschnitzereien der Inuit.
Weniger bekannt ist, dass Speckstein auch eine gewichtige Rolle in Technik, Industrie und Architektur spielt und auch eine lange Tradition in der Verarbeitung zu Gebrauchsgegenständen des alltäglichen Lebens hat.
Kaum ein Stein führt derart viele Namen: Je nach Gegend und – hauptsächlich früherer Verwendung – heißt er zum Beispiel in der Schweiz „Lavez“, „Gilt- oder Ofenstein“, in Italien „pietra ollare“ oder in England „soapstone“. Die mittelalterliche Bezeichnung lautete "Talcus". In Fachkreisen heißt er meist Steatit, im Volksmund „Schärstein“, „Schaberstein“, „Topf- oder Bildstein".
Die in der Ausstellung gezeigten ältesten Objekte sind ein Königsrollsiegel aus Anatolien um 3000 v. Chr, ein spät-sumerischer Votivkopf sowie ägyptische Skarabäen um 1600 v. Chr. Einen Schwerpunkt der Präsentation bildet das fernöstliche Kunsthandwerk des 17. bis 19. Jahrhunderts mit diversen Kleinplastiken und Gebrauchsgegenständen. Zu sehen sind Buddha-Figuren, Schutzgottheiten und Glücksgeister, die als solche zur Besetzung des Hausaltärchens, das kaum in einem chinesischen Haus fehlte, gehörten. Deutsche Arbeiten aus dem Bereich der sakralen Kunst, Schmuck und kunstgewerbliche Objekte aus verschiedenen Ländern sowie plastische Werke aus Brasilien, Zimbabwe und der kanadischen Inuit, zeugen von der vielfältigen Verwendung des Materials.
Die mehr als 200 Objekte sind überwiegend Leihgaben des Museums für Kunst in Steatit, Frankfurt am Main. Die Sammlung des Museums für Kunst in Steatit umfasst mehr als 6 000 Exponate und unternimmt den Versuch, in vergleichender Darstellung zu zeigen, was zu allen Zeiten und bei allen Völkern aus dem gleichen Material entstanden ist. Diese wohl umfangreichste Steatit-Sammlung der Welt wurde von dem Frankfurter Auktionator und Honorarkonsul Karl Heinz Arnold in mehr als 60 Jahren zusammengetragen.
Unverwechselbare Besonderheiten des Specksteins sind sein Aussehen, die Weichheit und die leichte Bearbeitungsweise. Farbe und individuelle Maserung zeigen sich erst, wenn der Stein poliert ist. In dieser Hinsicht ähnelt Speckstein dem Marmor. Er ist so weich, dass er mit Messer, Stichel und Feile bis ins kleinste Detail bearbeitet werden kann. Der praktische Umgang mit Material und Werkzeug fördert in idealer Weise den Tastsinn, die Motorik sowie das räumliche Vorstellungsvermögen.
Dass auch Menschen ohne oder mit geringer Sehkraft bei gezielter Förderung künstlerische Fähigkeiten entfalten, zeigt eine Auswahl an Skulpturen, die in der Werkstatt-Galerie 37, einer Einrichtung der Stiftung Blindenanstalt Frankfurt am Main, entstanden sind.
Um die Ausstellung auch für Blinde und Sehbehinderte erfahrbar zu machen, wurden durch die Stiftung Blindenanstalt entsprechende Orientierungshilfen und eine Audio-Führung durch die Ausstellung erstellt. Zudem kann eine große Auswahl an Objekten ertastet werden.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Behindertenbeauftragten der Stadt Hofheim am Taunus, dem Museum für Kunst in Steatit, Frankfurt am Main und der Stiftung Blindenanstalt Frankfurt am Main.
Perspektivwechsel 1911 - 2006. Hofheim am Taunus aus luftiger Höhe (04.03. - 29.04.2007)
Es ist ein Traum der Menschheit – wenn auch nicht aller Menschen – zu fliegen und einmal die Begrenztheit des Erdbodens zu verlassen, um von oben die Weite des Blicks zu erfahren. Dieser Überblick lässt viele Dinge in einem anderen Licht erscheinen, besonders dann, wenn es sich um den persönlichen Lebensraum handelt.
Dass sich auch eine ganze Stadt, wie in diesem Fall Hofheim am Taunus, in einer andauernden Entwicklung befindet, ist nicht im alltäglichen Bewusstsein verankert. Man lebt an seinem Wohnort, in seiner Straße und das meiste ist bekannt. An die zahlreichen einzelnen Veränderungen hat man sich schnell gewöhnt. Doch wechselt man den Standort, kehrt nach langer Zeit zu einem Ort zurück oder verändert seinen Blickwinkel, indem man sich in die Luft begibt, entstehen andere Zusammenhänge und neue Aussagen.
Dies zeigt sich besonders reizvoll in dieser Sonderausstellung. Die chronologisch und zum Teil zu kleinen Gruppen zusammengestellten Luftaufnahmen umfassen einen Zeitraum von über 90 Jahren. Die Sicht von oben - der „Perspektivwechsel“ - erschließt dem Betrachter große und kleine Veränderungen in räumlicher und zeitlicher Dimension.
Die flächenmäßige Ausdehnung der Stadt und ihrer Stadtteile im Lauf der Jahrzehnte wird erfahrbar, damit aber auch die fortschreitende Zersiedelung der Vordertaunus-Landschaft. Das fest umrissene Hofheim, das 1911 nur spärlich über die ursprüngliche Stadtmauer-Begrenzung hinausgewachsen ist, breitet sich im Laufe der Jahrzehnte nach allen Richtungen aus - ausgenommen der natürlichen Begrenzung durch den Taunus. Das ehemals deutlich von Hofheim getrennt liegende Marxheim wird umschlossen, die Freiflächen zwischen den Stadtteilen schrumpfen. Nichts eignet sich besser zu dieser Wahrnehmung als der Blick aus luftiger Höhe. Die Ausstellung bietet selbstverständlich auch viele Möglichkeiten für die persönliche Suche innerhalb des eigenen Wohnortes.
Sämtliche vorgestellten Luftaufnahmen entstammen dem Fotoarchiv des Stadtarchivs Hofheim und wurden von dort aus gesammelt, von anderen städtischen Ämtern übernommen, aber auch gezielt in Auftrag gegeben.
Ein großer Glücksfall war es, als im Jahr 1990 das älteste Luftbild von Hofheim (1911) durch einen Zufall auftauchte. Abgesehen von der ohnehin großen Seltenheit alter Luftbilder, verblüfft die Aufnahme auch durch die große Klarheit der Einzelheiten der damaligen Stadt. Diese Bildschärfe ermöglicht auch eine Vergrößerung auf das Maß 50 x 60 cm für die derzeitige Sonderausstellung. Weitere Raritäten sind die Aufklärungsfotos der US AAIRFORCE aus den letzten Tagen vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Deutlich sind die Bombentrichter zu sehen.
Ein besonderes Vergnügen bietet der "Raum ohne Titel“: Hier werden Luftaufnahmen aus verschiedenen Jahren ohne Beschriftung und Datierung gezeigt. Die Betrachter müssen selbst herausfinden wann die Aufnahmen entstanden sind und was sie zeigen. Die Hinweise finden sich in der eigentlichen Ausstellung. Überprüfen kann man die Ergebnisse anhand eines Lösungsblattes. Dieses Spiel soll nicht nur zum genauen Hinsehen anregen, es gibt auch einen Einblick in die Arbeit des Stadtarchivs. Denn - leider viel zu oft - erhält das Archiv Fotografien ohne Beschriftung oder Datierung. Können diese Informationen nicht nachträglich herausgefunden werden, ist das Bilddokument praktisch wertlos.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv
Käthe Kollwitz - Druckgraphik (19.11.2006 - 18.02.2007)
1947 ausgewählt von Hanna Bekker vom Rath aus der Sammlung Helmut Goedeckemeyer
“Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden” – dieses Goethe-Zitat gebrauchte Käthe Kollwitz oft als Argument für Frieden in dieser Welt. Ein Leben lang hat sie sich mit Not, sozialem Elend und dem alles zerstörenden Krieg auseinandergesetzt. Der Tod ihres Sohnes Peter kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 hat sie zu einer Art Schicksalsmutter des deutschen Volkes werden lassen. 1942 fällt ihr Enkel, ein Jahr zuvor entsteht das Blatt der Mutter, die ihre Kinder, die Saatfrüchte, unter ihren Armen verbirgt und nicht opfern will.
Käthe Kollwitz (1867-1945) sah eine Aufgabe der Kunst darin, die sozialen Bedingungen darzustellen und ins Bewusstsein zu rücken, weshalb das Medium der Druckgraphik wegen seiner Verbreitung das adäquate Mittel für sie darstellte. Einige Themen griff sie mit zeitlichem Abstand wiederholt auf, besonders Selbstportraits, Familie, Frauenarbeit, Arbeitslosigkeit und Armut sowie Krankheit und Tod. Die mehr als 60 Exponate der Ausstellung des Stadtmuseums Hofheim am Taunus, zeichnen ihre lebenslange Beschäftigung mit diesen Sujets aus dem Alltag nach.
Stellvertretend für diese Gruppen durchziehen Frauendarstellungen das Werk der Künstlerin. Käthe Kollwitz zeigt Frauen in vielen Rollen: als glückliche Mutter, als Beschützerin, als Arbeitende und immer wieder als Trauernde. Sie selbst hat viele dieser Stadien durchlebt, daher nehmen Selbstportraits einen wichtigen Platz ein. Ein bedeutsames Detail ihrer Portraits ist die Haltung der Hände, mit der sie sich in zahlreichen Studien auseinandersetzte. Einige Beispiele begleiten die Ausstellung.
Käthe Kollwitz ist zu dem Künstlerkreis der seit 1920 in Hofheim am Taunus lebenden Malerin, Sammlerin und Mäzenin Hanna Bekker vom Rath (1893-1983), die vor allem den Vertretern des deutschen Expressionismus nahe stand, zu zählen. Ein Besuch bei und der direkte Kontakt zu Käthe Kollwitz geht aus deren Briefen und aus aufgezeichneten Erinnerungen beider Frauen hervor.
57 Grafiken dieser Künstlerin aus der Sammlung Goedeckemeyer wählte Hanna Bekker vom Rath 1947 für die Eröffnungsausstellung ihrer Frankfurter Galerie aus, von denen der größte Teil in der Ausstellung des Stadtmuseums Hofheim am Taunus zu sehen ist. Helmut Goedeckemeyer (1898-1983) stieß, als er schwer verwundet aus dem Ersten Weltkrieg heimkehrte, auf Graphiken von Käthe Kollwitz. Seitdem baute er seine umfangreiche Kollwitz-Sammlung auf, die sich heute in der graphischen Sammlung des Städelschen Kunstinstitus in Frankfurt befindet. Weitere Leihgeber der Ausstellung sind das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. Stuttgart, das Käthe Kollwitz Museum Köln, das Städel Museum Frankfurt sowie der Nachlass Hanna Bekker vom Rath.
In unserer heutigen Zeit, da die Suche nach Werten wieder an Bedeutung gewinnt, kann das Beispiel einer Künstlerin wie Käthe Kollwitz anregend sein, die sich vornahm zu „wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind“.
Katalog mit Beiträgen von Alexandra von dem Knesebeck und Marian Stein-Steinfeld, 96 Seiten, 10 € (ISBN 3-933735-32-7)
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv - in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., der Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie und Kunstverein Hofheim e.V.
Bürgerwille gegen Herrscherwillkür. Hofheim am Taunus - eine Kleinstadt zwischen französischer und deutscher Revolution (09.09. - 05.11.2006)
Die Sonderausstellung widmet sich der Zeit von 1792 bis 1848, den Auswirkungen der Koalitions- und Befreiungskriege auf die Einwohner und den Hintergründen, die zur Entstehung der „Hofheimer Schulhausrevolte“ (1831) führten, sowie dem Ereignis selbst.
Die Forderungen der Französischen Revolution nach Freiheit und Gleichheit der Menschen verbreiteten sich ab 1789 wie ein Lauffeuer in ganz Europa. Im Gefolge der neuen Ideen überzogen jedoch Kriege, Verwüstungen, Not und Elend das Land. Die Einwohner der gesamten Main-Taunus-Region und damit auch jene von Hofheim litten über zwei Jahrzehnte unter wechselnden Truppendurchmärschen der unterschiedlichsten Nationen. Zwar gab es hier nur wenige direkte Kriegshandlungen, doch Einquartierungen, Plünderungen und Zwangsabgaben ließen die Dörfer und Städte finanziell ausbluten, die Versorgung mit Lebensmitteln brach zusammen und Epidemien breiteten sich aus. In der Folge fand aber auch ein Wandel im politischen Verständnis statt. Es war der Beginn der Demokratisierung und der Entstehung eines neuen Selbstbewusstseins der Bürger und Bauern gegenüber der Bevormundung durch den Staat.
Die Ausstellung basiert auf Auswertungen von Archivalien durch das Stadtarchiv Hofheim und den Recherchen von Dr. Dieter Reuschling zur Schulhausrevolte und der deutschen Revolution 1848. Eine Besonderheit sind die Beweismittel zu den Gerichtsakten des Schulhaus-Prozesses, eine Leihgabe des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden, das auch andere Originaldokumente zur Verfügung stellte. Weitere Leihgaben stammen von der Casino-Gesellschaft Wiesbaden, dem Pfarrarchiv St. Peter und Paul, dem Verein für Geschichte- und Altertumskunde Frankfurt a. M.-Höchst, „Wanaloha“ Verein für Heimatgeschichte 1984 Wallau e.V. und zahlreichen Privatpersonen.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V. und dem Historischen Verein Rhein-Main-Taunus e.V.
Einfälle für Abfälle. Kreatives Recycling in der Nachkriegszeit und in der Dritten Welt (14.05. - 27.08.2006)
Not macht erfinderisch, sagt ein altes Sprichwort. Diese Tugend war nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland ebenso gefragt wie heute in den Ländern der sog. Dritten Welt. Die Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim am Taunus schlägt eine Brücke zwischen diesen ganz unterschiedlichen Zeiten und Kontinenten, um zu zeigen, wie eine Situation des Mangels die Erfindungsgabe des Menschen beflügelt und zu fantastischen Neuschöpfungen führt.
Die Ausstellungsstücke sind das Ergebnis eines Recyclings der ganz besonderen Art: aus dem Stahlhelm wird ein Kochtopf, aus Blechdosen werden wunderbare Spielzeugautos oder aus Kronkorken schicke blitzende Handtaschen. Alle diese Dinge sind mit viel Erfindungsreichtum und Tüftelei aus den Materialen entstanden, die andere wegwarfen oder die einer neuen Verwendung zugeführt wurden. Sie sind dabei immer Spiegelbild einer ganz spezifischen geografischen und historischen Situation.
Recyclingprodukte sind ein fester Bestandteil der Alltagskultur vieler Länder der Dritten Welt. Ein Gang über dortige Handwerkermärkte erscheint wie eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit, bei der man ausgestorbene oder selten gewordene Handwerkstechniken sieht und hautnah erlebt, wie Not erfinderisch macht. Aus Blechdosen entstehen Henkeltassen, aus Autoreifen Sandalen, aus Glühbirnen Öllampen und aus Ölkanistern Gitarren.
Das gilt auch für Spielzeug. Nur wenige Kinder in der Dritten Welt können sich gekauftes Spielzeug leisten. Autos aus Abfall stellen in der Dritten Welt Jugendliche her, denen es an Geld für den Kauf, aber nicht an der Kreativität zum Konstruieren fehlt. Mit einem Stein zum Schlagen, einem Nagel zum Bohren und einem Messer zum Trennen basteln sie aus Holz, Plastik, Draht, Blech und alten Gummisandalen Autos.
Besonders die von Kindern aus Abfallmaterial für sich selbst zum Spielen hergestellten Objekte – Fahrräder, Autos, Flugzeuge – sollen den Kindern in unserer Industrie- und Konsumgesellschaft die Lebensumstände ihrer Altersgenossen in den Ländern der Dritten Welt veranschaulichen und sie zu eigener kreativer Auseinandersetzung damit anregen.
Ihre pfiffigen Konstruktionen erfordern eine gute Beobachtungsgabe, handwerkliches Geschick und Einfallsreichtum. Es entstehen neuartige Produkte, geschaffen aus eigenem Experimentieren. Mit diesen Fähigkeiten kann man sogar elegante Autos und anderes Spielzeug zum Verkauf an westliche Touristen herstellen. Viele der ausgestellten Recycling-Produkte sind mittlerweile bei uns begehrte Sammlerobjekte geworden.
Gesammelt und zusammengestellt wurden die Objekte von Hans Schmidt aus Erzhausen. Sein Arbeitsgebiet ist seit vielen Jahren die Pädagogik der Naturwissenschaften in der Dritten Welt.
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus - Stadtmuseum/Stadtarchiv
in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., Hans Schmidt (Erzhausen), Eine Weltladen Hofheim, Stadtbücherei Hofheim, Verein Partnerschaft Rheinland-Pfalz Ruanda e.V., Winfried Werzmirzowsky (Neu-Isenburg).
Lothar Wolleh - eine Wiederentdeckung. Fotografien 1959 - 1979 (05.02. - 23.04.2006)
Lothar Wolleh (1930 - 1979), der unbekannte Porträtfotograf bekannter Künstler wie Beuys, Magritte, Man Ray, Moore oder Spoerri, war zunächst Werbefotograf, ehe er sich Ende der sechziger Jahre aus der Werbung zurückzog. Auf Anregung von Günther Uecker begann er, Künstlerinnen und Künstler zu porträtieren. Neben ausgewählten Aufnahmen von Künstlern sind auch Porträtfotografien von Wirtschaftsbossen und Kirchenoberen zu sehen. Insgesamt werden etwa 150 Fotos ausgestellt sowie veröffentlichte und unveröffentlichte Künstlerbücher von Wolleh. Die Ausstellung ist somit nicht nur die erste Retrospektive des fotografischen Œuvres von Lothar Wolleh, sondern auch ein Querschnitt durch die internationale Kultur und nationale Unternehmenskultur der 60er und 70er Jahre. Die Kunsthalle Bremen, das Kunst-Museum Ahlen sowie der Estate Lothar Wolleh konzipierten und realisierten die Ausstellung.
Nach seinem frühen und plötzlichen Tod geriet Lothar Wolleh nach und nach in Vergessenheit. Die Werkschau seiner Fotografien aus den Jahren 1959 bis 1979 will den unbekannten Porträtisten vieler bekannter Köpfe wieder entdecken.
Der Mann hinter dem Objektiv, vor dem sich Papst Paul VI. ebenso in Szene setzte wie Marcel Marceau, Otto Wolf von Amerongen oder René Magritte und Man Ray, studierte 1959 bis 1961 bei Otto Steinert an der Essener Folkwangschule. Als freischaffender Fotograf war Lothar Wolleh dann zunächst in der Werbung tätig, zog sich jedoch Ende der sechziger Jahre aus diesem Metier zurück. Wolleh fotografierte für den Vatikan das Konzil von 1965 und die Feierlichkeiten anlässlich des Heiligen Jahres 1975. 1970 erschien der Band „UdSSR. Der Sowjetstaat und seine Menschen“, der überwiegend mit Fotos von Lothar Wolleh illustriert ist.
Auf Anregung von Günther Uecker begann Wolleh, Künstlerinnen und Künstler zu fotografieren. Er portraitierte systematisch insgesamt über einhundert Künstler, darunter Gerhard Richter, Niki de Saint-Phalle und Jean Tinguely. Wolleh hat mit seinem Elan und mit seinem hoch entwickelten Gespür für die Eigenart eines Künstlers eine Porträtreihe entwickelt, die Bild für Bild wie in einem Fokus das Spezifische des Werks der Künstler erfasst. Der strenge symmetrische Bildaufbau rückt den Künstler in den Mittelpunkt und entzieht ihm dem Ambiente des Ateliers. So vermittelt Wolleh Einsichten in das Schaffen des Künstlers, ohne der üblichen „Maler-Bild-Optik“ zu bedürfen.
1972 erschien als Teil dieser seriellen Arbeit, die das Soziologie-Album „Antlitz der Zeit“ von August Sander innerhalb des Kunstbetriebes fortzusetzen scheint, der Prachtband „Art Scene Düsseldorf 1“ mit Porträtfotos u.a. von Joseph Beuys, Karl Gerstner, Heinz Mack und Blinky Palermo. Ein zweiter Band blieb unveröffentlicht, ebenso wie das „Unterwasser-Buch“ über Beuys, die Monografie über Jan Schoonhoven und der Bildband „Männer der Wirtschaft“ mit Fotos u.a. von Franz Heinrich Ulrich (Deutsche Bank), Rudolf Leiding (VW), Herbert Quandt (BMW), Rolf Sammet (Hoechst) und Matthias Seefelder (BASF). Zum Heiligen Jahr 1975 erschien der Band „Apostolorum Limina“.
Katalog: Lothar Wolleh – Eine Wiederentdeckung – Fotografien 1959 – 1979, Bremen, Hauschild Verlag 2005, € 28,-
Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv in in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V. und dem Kunstverein Hofheim e.V.
Ausstellung und Katalog: Frank Laukötter und Karin Lelonek
Ausstellungsstationen:
Kunsthalle Bremen (3.7. - 18.9.2005)
Stadtmuseum Hofheim (5.2. - 23.4.2006)
Kunst-Museum Ahlen (7.5. - 16.7.2006)
Ludwig Museum Koblenz (März - April 2007)